Die Winterbranche blickt optimistisch in den Winter

Covid-19. Lockdown. Krise. Mit negativen Nachrichten war und ist die Corona-Pandemie verbunden. Vielfach zurecht. Doch darauf wollen sich die Vertreter der Sportartikelindustrie und der Tourismusbranche nicht länger konzentrieren. In einem Marketingcall hoben sie die Chancen und positiven Punkte hervor, ohne dabei die Schwierigkeiten zu verschweigen. Von einem „Top-Bike-Jahr“ sprach Frank Burig, Geschäftsführer der Ziener GmbH. Das machte sich auch in den Verkaufszahlen des Bekleidungsherstellers positiv bemerkbar. Dasselbe gilt für Thule. Thomas Syring, Sales Director für Zentraleuropa, zufolge stieg die Nachfrage nach Fahrradtransportmöglichkeiten enorm. Nach wie vor arbeitet das Unternehmen Bestellungen ab. Bis in den Oktober hinein wird in europäischen Werken produziert.

Weniger Neuheiten, aber nicht auf Innovationen verzichten

Schwierig zeigt sich die Situation für die Skibranche – nicht allein wegen Corona. „Was uns am meisten weh getan hat: Der letzte Winter war unterdurchschnittlich“, sagt Hilmar Bolle, Countrymanager für Rossignol, Dynastar und Lange. Entsprechend verhalten fiel die Vororder aus. Dann kam die Pandemie. Das hat Auswirkungen. Im Winter 2021/22 wird das Unternehmen mehr als gewohnt auf Durchläufer setzen, manche Neu-Entwicklung bei Schuhen oder Skiern wird zurückgestellt. Ganz auf Neuheiten zu verzichten, komme jedoch nicht in Frage. Dies betont auch Burig von Ziener: „Von Innovationen lebt der Sport und die ganze Sportbranche.“ Gerade im Textilbereich brauche man neue Anregungen, um einen Kaufreiz zu schaffen. Zugleich gelte es, den Handel mit einer Risikominimierung zu unterstützen. Das betrifft gerade den Standardhandschuhbereich, wo Ziener auf eine größere Zahl an Durchläufern zurückgreift. Das erhöht die Planungssicherheit, der Handel bleibt lieferfähig und Ziener ebenfalls.
Generell zeigen sich die Unternehmen zuversichtlich mit ihrer Produktion, die größtenteils in Europa stattfindet, nicht in massive Lieferschwierigkeiten zu kommen. Bei aller Zuversicht: Von einer generellen Unsicherheit spricht Leki-Geschäftsführerin Lenhart. Es gibt viele Fragen wie:

Bleiben die Aufträge bestehen? Was passiert, wenn der Winter nicht stattfinden kann wie geplant? Diese Situation müsse man nun annehmen.

Unsicherheit: Ein Stichwort für die Tourismusbranche. Ebenso wie Vertrauen. Die Unsicherheit bei Kunden gilt es zu reduzieren, das Vertrauen zurückzugewinnen, um eine gute Wintersaison zu erleben – Nach einem Sommer, der positiv überraschte. Dies berichteten alle Vertreter in der Gesprächsrunde, organisiert von der Initiative Dein Winter. Dein Sport. Sei es Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, Patricio Hetfleisch, Bereichsleiter Marketing & Kommunikation von Tirol Werbung, Jörg Peter Krebs, Deutschland-Leiter von Schweiz Tourismus, Thomas Fill, Head Insights & Strategy von IDM Südtirol sowie Mirta Valentini, Head of Sales Support bei Trentino Marketing. Alle erlebten eine überaus hohe Nachfrage in den Bergregionen. „Es war ein schwieriges Jahr, aber so viel besser als erwartet“, sagte Fill. Auch wenn auswärtige Gäste wegfielen und Städte massive Einbrüche erlebten – für die Schweiz nannte Krebs Zürich und Genf, für Tirol führte Hetfleisch Innsbruck und Kufstein an – wird der Trend „Urlaub im eigenen Land“ die Zahlen retten. „Ohne ausländische Gäste aber werden wir den Winter nicht bestreiten können“, betonte Valentini für das Trentino. Doch für eine Prognose sei es zu früh.
Ein spezielles Thema beschäftigt Bernhard Joachim aus dem Allgäu: Die Nordische SkiWeltmeisterschaft im Februar 2021 in Oberstdorf. Im Moment gibt es viele Fragezeichen. „Wir wissen aktuell nur, dass sie stattfinden wird.“

Hoffnung und Chance: Auch im Winter neue Kunden gewinnen

Eine Hoffnung verbindet die Sportartikelbranche und die Touristiker: Neues Klientel zu gewinnen. Im Sommer ist dies bereits gelungen. Gerade junges Publikum hat den Touristikern zufolge die Berge neu für sich entdeckt. Darin sehen alle Beteiligten eine Chance. Burig von Ziener formulierte es so: „Individualsport“ – und dazu gehöre auch das alpine Skifahren – „in der freien Natur ist doch das Ideale für die jetzige Situation. Ich glaube, das ist eine Riesenchance für uns, Leute zurückzugewinnen für den Schneesport.“

Aktuell erleben die Tourismusregionen eine hohe Nachfrage für den Winter, jedoch ein zurückhaltendes Buchungsverhalten. Eben aufgrund der Unsicherheiten: Wie gehen die Regionen mit Corona um? Wie minimieren sie das Infektionsrisiko? Wie sorgen sie für Wohlbefinden trotz Einschränkungen? An Antworten arbeiten die Verantwortlichen, umfassende Konzepte werden erstellt. Im Frühjahr mag man von den Ereignissen überrascht worden sein. „Jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr“, betont Hetfleisch von Tirol Werbung.
Hygienekonzepte sind auch das große Thema für die drei Wintersportverbände: Intensiv bereitet man sich beim Deutschen Skiverband, dem Deutschen Skilehrerverband und dem Snowboardverband Deutschland auf die kommende Saison vor. In einer gemeinsamen Taskforce widmeten sie sich der Frage: Wie kann der Winter in Ski-, Snowboard- und Langlaufschulen sowie in Vereinen, Schulen und für Veranstaltungen starten? Gemeinsam mit der Stiftung Sicherheit im Skisport liefert das Team Antworten.

Die Handlungsempfehlungen, alle aktuellen Informationen zum Winterstart in Corona-Zeiten sowie die umfassenden Konzepte der Taskforce findest Du HIER.