The next Generation
Wie bekommen wir den Nachwuchs in den Schnee?

Eines der Topthemen beim „Dein Winter. Dein Sport.“-Summit war die Frage nach der Zukunft des Wintersports, genauer: Wie bekommt man mehr Menschen in den Schnee?
Anwesend waren der Deutsche Skiverband (DSV), Snowboard Germany sowie der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) und ihre Verbandsvertreter und damit Initiatoren des Kongresses, sowie Experten aus Tourismus, Handel und Industrie. Auch Wissenschaftler kamen zu Wort. Der Zuspruch für den Wintersport hängt – da waren sich alle einig – von der Begeisterungsfähigkeit ab. Davon leiteten die Veranstalter ein tragendes Motto des Kongresses ab: „Meine erste große Liebe!“

Kein Grund zur Unzufriedenheit

Die Tourismusverbände sowie die Betreiber von Seilbahnen und Skigebieten verzeichneten in den letzten Jahren einen Anstieg der Besucherzahlen. Tirol in Österreich und das Allgäu in Deutschland sind in der Hochsaison gut besucht. Knapp 15 Millionen Ski- und Snowboardfahrer zählt man allein in Deutschland. Ein beachtlicher Status quo. Und trotzdem gibt der Blick in die Zukunft ein paar wichtige Aufgaben auf.
Der Geschäftsführer des DSLV, Peter Hennekes, gibt zu bedenken, dass der Wintersport kein gesellschaftlicher Selbstläufer mehr sei. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Kinder in der Natur sind oder Ski fahren.“ Die Herausforderung bestünde darin, den Kritikern, die sich über die Medien Gehör verschaffen, selbstkritisch entgegenzutreten.
Der Wintersport gilt bei Vielen als teuer, als Sport der Wohlhabenden. Und immer mehr Menschen stellen die Frage nach der Umweltverträglichkeit. Doch inwiefern wird die Umwelt durch den Wintersport überhaupt beeinträchtigt oder gar zerstört? Durch den Sport selbst zumindest bedeutend weniger, als von den meisten angenommen. Das eigentliche Problem ist die Kohlenstoffdioxyd-Emissionen bei der An- und Abreise. So stellt sich die Frage, wie man die Ski- und Snowboarder umweltverträglich in die Bergwelt bekommt.

Manch einem raubt das schon mal die Motivation. Hennekes: ”Bei Vielen fehlt einfach die Lust.” Der Wintersport müsse sich tiefer ins Bewusstsein graben. “Der Sport soll nicht für sich stehen, sondern zum Teil der Gesellschaft werden”, sagte Walter Vogel, Geschäftsführer der DSV Marketing GmbH. Das ist eines der Ziele, über das man auch den Nachwuchs stärken will.
Der Präsident des DSV, Dr. Franz Steinle, appelliert, den Späteinsteiger nicht zu vergessen – der selbst mit 80 Jahren noch zu großen Fortschritten in der Lage sei. „Dem DSV geht es nicht nur um Leistungssport, sondern auch um den Breitensportler. Als Sportverband ist es uns erst einmal wichtig, dass sich die Menschen in der Natur bewegen.” Das gelte besonders für Kinder. Die nächste Generation, „Indoor Generation“, verbringe laut einer Studie, im Durchschnitt 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen. So heißt es eindrucksvoll in einem Video, das auf dem Kongress gezeigt wurde. Es gilt als erwiesen, dass frische Luft bis zu fünfmal gesünder und unbelasteter ist als die Luft im Inneren. Bergluft ist hier besonders wohltuend.

© DSLV

Mit Projekten versuchen Sportgrößen wie Felix Neureuther oder Kati Wilhelm, Kinder für den Sport zu begeistern. „Aus Spaß an der Bewegung” ist das Motto, unter dem das Programm von Felix Neureuther und DSLV-Ausbilder Ben Sittel steht. Durch Initiativen wie „Beweg dich schlau!”, “wintersportSCHULE.de”, “Ticket2Nature” und “Auf die Plätze fertig … Ski” werden Kinder an den Wintersport herangeführt. Dabei wird auf die Zusammenarbeit mit Reiseunternehmen, Schulen und mittlerweile auch Kindergärten gesetzt. Die Projekte zielen vor allem auf Kinder und Jugendliche aus bergfernen Regionen ab.

Neben dem Nachwuchs sind auch Wintersport-Neueinsteiger im Fokus der Skigebietsbetreiber. Geworben wird mit keinem geringeren Produkt als dem ultimativen Entspannungsurlaub aus einer Kombination aus Sport, Wellness und Spaß. Einen psychologischen Ansatz liefert Marcel Beaufils vom Rheingold Institut, zuständig für Markt-, Medien- und Kulturforschung: „Der Wintersport braucht einen einfachen Einstieg und Aufklärung, damit sich die Leute darauf einstellen können." Mehr Pauschalangebote sollten buchbar sein, damit man sich beim ersten Mal nicht überfordert fühle, so Beaufils.

© DSLV

Gezielte Werbeaktivitäten lassen sich in den Marketingabteilungen von Ausrüstern wie Adidas und Fischer Sports erkennen: einerseits in Form von Athleten-Sponsoring, anderseits durch die Etablierung von Apps, etwa “skiletics” von Fischer Sports.
Auch die Skigebiete müssen Schritt halten, ihre Technik auf modernem Stand halten: noch komfortablere Skilifte, noch größere Fun-Parks, noch bessere Verkehrsanbindungen. Könnte sich gerade für Letzteres nicht auch die Politik einsetzen? Sehr bedauert wurde von den Kongressteilnehmern, dass sich nahezu keine Vertreter aus der Politik zeigten. Dabei wäre die Zusammenarbeit von eben der Politik und den Verbänden so hilfreich. Man wolle nicht bis zum nächsten Kongress in zwei Jahren warten, bis dringende Entscheidungen getroffen werden. Das Handeln solle schon heute einsetzen.

Autor: Valentin Pfeifer (Hochschule Macromedia)

Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von Dein Winter. Dein Sport. mit den Sportjournalismus-Studenten der Hochschule Marcromedia in München unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Brunner.

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