„Wintersport wird häufig auf Party reduziert“

Die Bilder von feiernden Wintersportlern haben sich eingebrannt. „Wintersport wird häufig reduziert auf Party“, bedauert Prof. Hubert Siller, Leiter Department & Studiengänge am Management Center Innsbruck (MCI). Tatsächlich aber stehen ihm zufolge bei den allermeisten Wintersportlern Spaß (ohne Party) sowie das Natur- und Landschaftserlebnis im Fokus. Aber: „Eine Versachlichung gelingt hier nur teilweise.“ Darin haben die Wintersportverbände ein – weitreichendes – Kernproblem ausgemacht. „In politischen Statements wird häufig nicht differenziert und in der Folge der Skibetrieb verboten“, bedauert DSV-Präsident Steinle.

„Wintersport hat ganz andere Werte als Schirmbar und hoch die Tassen“, plädiert auch der ehemalige Skistar Christian Neureuther. Wie Ehefrau Rosi Mittermaier, Doppel-Olympiasiegerin von 1976, denkt er in erster Linie an die Kinder: „Wir müssen doch schauen, dass wir sie zur Bewegung bringen“, betont Neureuther. Den Nachwuchs hat auch Prof. Hanns-Michael Hölz, Präsident Snowboard Germany, im Blick. Endet der Shutdown nicht bald, „verlieren wir eine ganze Generation an Sportlern“.

Tourismusregionen und Skigebiete fürchten unkontrollierten Ansturm von Wintersportlern

Um mangelndes Interesse an Wintersport macht sich Prof. Dr. Ralf Roth vom Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln auch in diesem Winter keine Sorgen. Im Gegenteil. Die Menschen sehnten sich besonders nach freier und gesunder Bewegung in den Bergen. Dies ist eine Herausforderung. Roth spricht von „diffusem, informellen Freizeitverhalten“. Heißt: Werden Skigebiete, Loipen und Winterwanderwege nicht betrieben, bewegen sich dennoch viele Menschen unorganisiert und ohne räumliche Lenkung in Natur und Landschaft. Zugleich werden Skiwacht- und Bergwachteinsätze deutlich erschwert.

„Wir benötigen über die Weihnachtsferien zumindest ein abgestimmtes Grundangebot an Loipen und gespurten Winterwanderwegen in Deutschland“, betont Roth. Er fordert: „Bleiben sie auch im Winter aktiv mit Abstand und Verantwortung – unter Einhaltung der geltenden Covid-Verhaltensregeln – für ihre körperliche und seelische Gesundheit“. In der zweiten Saisonhälfte sollte dann auch wieder alpines Skifahren möglich sein.